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  Expressionismus
 

Expressionismus                                                      _                                                         ____

Was ist Expressionismus?

               

 

  Definition des Expressionismus in der Literatur

 

         1) Der Frühexpressionismus

 

         2) Der Expressionismus zwischen dem ersten Weltkrieg und 1925

 

3) Vertreter des Expressionismus und das Ende der Epoche

 

               4) Literarische Gattungen des Expressionismus

 

 

Der Begriff Expressionismus wird aus den beiden lateinischen Wörtern „ex“ und „premere“ zusammengesetzt, die zunächst „ausdrücken“ bedeuten. Wenn man daher vom Expressionismus spricht, meint man eine „Ausdruckskunst“. Es werden also innerlich gesehene Wahrheiten und Erlebnisse dargestellt. Der Expressionismus befasste sich mit den Themen Krieg, Großstadt, Zerfall, Angst, Ich-Verlust und Weltuntergang (Apokalypse). Des Weiteren auch mit Wahnsinn, Liebe und Rausch sowie der Natur. Wie keine andere literarische Bewegung zuvor machen die Expressionisten das Hässliche, Kranke, Wahnsinnige zum Gegenstand ihrer Darstellungen. Obwohl auch diese Epoche - wie jede andere - fließende Übergänge besitzt und ihre Eingrenzung natürlich stark definitionsabhängig ist, hat sich in der Literaturwissenschaft das Schlagwort des 'Expressionistischen Jahrzehnts' für die Hochzeit des Expressionismus zwischen 1910 und 1920 eingebürgert. Als Begriff wurde der Expressionismus 1911 von Kurt Hiller geprägt, der damit die Epoche von etwa 1910 bis etwa 1925 beschreibt, obwohl auch nach dem Zweiten Weltkrieg bedeutende Werke entstanden sind, die inhaltlich dem Expressionismus zuzuordnen sind. Die Epoche ist geprägt vom antibürgerlichen und antinationalistischen Denken vieler Intellektueller und wendet sich stark subjektiven, existentiellen und gesellschaftsrelevanten Themen zu wie z.B. die politischen Repressionen (=Unterdrückung), der Großstadtproblematik während der sich noch entwickelnden Industrialisierung, gesellschaftlichen Machtmechanismen (z.B. sexuelle Besessenheit).

 

 

1) Der Frühexpressionismus

 

Der Hintergrund dieses scheinbaren Paradoxons (unerwarteter Widerspruch) ist die erstarrte Bildung, d. h., es wurden Ideale gelehrt, die schon lange nicht mehr mit der Wirklichkeit übereinstimmten. Diese Widersprüche fielen der Jugend auf und verunsicherten ihre persönlichen Wertvorstellungen. So kam es, dass die Karriere verdrängt wurde und sich die neuen Künstler entweder als Verkünder einer neuen Zeit verstanden oder sie sich einfach nur von Konventionen befreien wollten. Die ersten Vertreter des Expressionismus waren u. a. die Zeitschrift ,,Der Sturm“ (1910 - 1932) von Herwarth Walden, ,,Die Aktion“ (1911 - 1932) von Franz Pfemfert oder Jakob van Hoddis, der im Gedicht „Weltende“ (1911) durch eine Sukzession (=Abfolge) von Bildern die Dynamik und Zerrissenheit des Großstadtlebens beschreibt. Die Autoren traten nun für einen kompletten Bruch mit der Vergangenheit ein und setzen sich das Ziel, sich selbst zu finden und die Welt zu retten.

 

 

2) Der Expressionismus zwischen dem ersten Weltkrieg und 1925

 

Der erste Weltkrieg verändert den Expressionismus. Vor Kriegsausbruch wird der Krieg in der Lyrik häufig als Motiv herangezogen, um die Überwindung des Bestehenden und den Aufbruch zu Neuem zu thematisieren. Nach Kriegsausbruch hingegen entstehen in Bezug auf das Kriegsmotiv fast ausschließlich Gedichte, die die Fronterfahrungen der Autoren widerspiegeln. Die Perspektive auf vertraute Umgebungen ändert sich radikal und subjektive Erfahrungen werden nicht nur verarbeitet, sondern auch datiert. Eine große Zahl von Autoren des Expressionismus stirbt im Ersten Weltkrieg.

Erst durch Fronterfahrungen und Elendszeit nach dem Krieg entstanden ein zunehmender Pazifismus (ethische Grundhaltung, die den Krieg prinzipiell ablehnt) und die Verfluchung der technischen Massenvernichtung. Somit standen nicht mehr (wie im Frühexpressionismus) Fantasien düster-morbider Visionen im Vordergrund, sondern politisch linksradikale Modelle einer (alternativen) neuen Gesellschaft.

 

 

3) Literarische Gattungen des Expressionismus

 

Lyrik:

 

Am besten waren die Gedanken der „Epoche des Ausdrucks“ in der Lyrik auszudrücken. In ihr konnten die Probleme besonders klar schon von der Wurzel angesprochen werden. Ausdrucksfülle sollte die unmittelbaren, nicht selten anklagenden Gefühle mitteilen.

 

Kennzeichen expressionistischer Lyrik sind:

 

    * Reihungsstil

    * Metaphorik

    * Dynamisierung der Sprache durch eine Vielzahl an Verben der Bewegung

    * Variation der gebräuchlichen Syntax und Grammatik

    * Telegrammstil (kurz, Ellipsen, einzelne Wörter)

    * Sprachverknappung

    * Worthäufung

    * Ironie

    * Mensch wird zum Objekt, Gegenstand zum Subjekt

    * Darstellung des Peinlichen und Hässlichen

    * Darstellung von Tabuthemen (Chirurgie, Krebs, Hinrichtung, Wahnsinn)

    * Traditionelle Versformen wie Sonette

    * Dissoziation: Auflösung von Bewusstseinszusammenhängen

    * Personifikation von Naturgewalten

    * Häufig: Enjambement

    * deformierte Menschen

 

 

Epik

 

Die Erzählkunst des Expressionismus ist von eher geringer Bedeutung. Denn die wohlüberlegte Struktur eines epischen Werkes stand der Ausdruckskunst gegensätzlich gegenüber und es fiel schwer, das eigene Fühlen zum Ausdruck zu bringen. So gewannen kleine Formen hierbei an Bedeutung. Der wichtigste Erzähler der Zeit, Alfred Döblin (1878–1957), erlangte durch den Roman „Berlin Alexanderplatz“ Weltruhm.

 

Dramatik

 

Im Drama konnten expressionistische Schriftsteller ihre Ideen der Wandlung wirkungsvoll demonstrieren. Daher übernahm es damals neben der beherrschenden Lyrik eine wichtige Rolle. Die Geburt des neuen, gewandelten Menschen wurde gezeigt und als Beispiel dargestellt (z. B. „Die Wandlung“ von Ernst Toller).

 

 

4) Vertreter des Expressionismus und das Ende der Epoche

 

In Zeitschriften wie ,,Der Sturm“ (1910 - 1932) von Herwarth Walden, Die Aktion (1911 - 1932) von Franz Pfemfert etc. wurden wiederholt politische Thesen und sozialistische Forderungen veröffentlicht. Vielfach handelten Texte von Themen wie Frieden, Weltverbrüderung von zahlreichen heute nicht mehr bekannten Autoren und Journalisten.

 

Nicht wenige Expressionisten fühlten sich zum Sozialismus als einem neuen Ideal hingezogen. Sie verurteilten den aufkommenden Nationalismus, in dem sie eine Bedrohung sahen. Einige, wie Nolde, waren NSDAP-Mitglied und Maximilian Rosenberg empfahl den Expressionismus als „Deutsche Kunst“. Mit der Bücherverbrennung 1933 in Deutschland setzte eine Behinderung und ab 1937 eine Verfolgung expressionistischer Künstler ein. Ob der Nationalsozialismus das Ende der Epoche herbeigeführt bzw. beschleunigt hat, ist spekulativ, da nach 1925 nur noch wenige bedeutende Werke erschienen, die expressionistisch geprägt sind und die gesellschaftlichen Umstände, in denen der Expressionismus eingebettet war, sich grundlegend gewandelt hatten.

 

erarbeitet von Matthias Krengel
 
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