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  Ethik und Aesthetik im Toerless
 

Ethik und Ästhetik

 

Während seiner Zeit im Konvikt lernt Törleß die Sinnlichkeit, Leidenschaft und Schönheit kennen, dabei stellt sich Basini als zentrale Figur dar, die dabei eine wichtige Rolle spielt und diese Entwicklung stark beeinflusst.

Törleß fängt an, das Leben und die Wirklichkeit auf ästhetischer Ebene zu betrachten.

Bei der Quälerei, die Beineberg und Reiting auf Basini ausüben, steht er in einer ambivalenten Stimmung. Einerseits scheint er von der Handlung fasziniert zu sein, doch andererseits fühlt er sich davon angeekelt.

Während sich Törleß am Anfang auch verbal an der Quälerei beteiligt („Und jetzt wirst du sofort noch sagen: Ich bin ein Tier, ein  diebisches Tier, euer diebisches, schweinisches Tier!“ S. 102, Z. 17-19) wechselt er seine Position, nachdem er ein sexuelles Verhältnis (S.153- 155) mit Basini hat. Vom Mitwirkenden wird er so zum interessierten Beobachter, der das Geschehen mit eigenen Augen verfolgt.

Die Prügelszene nach Beinebergs gescheiterten Hypnose Experiment ekelt ihn an („Die Szene widerte ihn an. Ganz gedankenlos; stummer, toter Widerwille“, S. 174, Z.20/21), sodass er sich entscheidet, das Risiko auf sich zu nehmen und seine Meinung einzugestehen. Denn für ihn sind Reitung und Beineberg im Gegensatz zu ihm selbst „stumpfsinnige, widerwärtige, tierische Narren!“ (S. 179, Z. 15/16) deren Handlung keinen sinnvollen Hintergrund hat und „(…)nichts als eine  gedankenlose, öde und ekelhafte Quälerei [ist]“ (S.179, Z. 475), an der man sich nicht beteiligen sollte. 

 

Törleß Beweggründe, weshalb er das Verhalten seiner Mitschüler ablehnt, liegen im starken Bezug mit der Ästhetik.

So lehnt er die Quälerei an Basini nicht aus moralischen sondern aus ästhetischen Gründen ab. Dass heißt, dass er nicht zuerst an die grausame Gewalt und den Schmerz denkt, die an dem Opfer (Basini) ausgeübt wird, sondern, dass diese Gewalt für die Augen unwürdig ist. An den  Misshandlungen ist nicht Ästhetisches, keine sinnliche Wahrnehmung und keine Schönheit vorzufinden

Außerdem fehlen Törleß selbst der Sinn und die daraus resultierende Erkenntnis, die ihn so zur Selbstfindung und zu seiner tieferen Identität verhelfen könnte.

Ihm wird bewusst, dass ihn dieses schreckliche Experiment nicht positiv beeinflussen gar helfen könnte.

Er sieht in Basini nicht mehr die Person, die für seine Selbstfindung nötig ist, deshalb lehnt er ihn ab („Ich kann dir nicht helfen; du selbst bist an allem schuld, was mit dir geschieht“;       S. 175, Z. 9/10). Törleß ist somit am Ende seiner Entwicklung angelangt und realisiert, dass er sich verändert hat („…Törleß war kalt, ein anderer“, S.175, Z. 20) und dass er in Basinis Gesellschaft nichts mehr fühlen und finden kann.

In ihm tritt das Gefühl von Gleichgültig gegenüber Basini auf.

Es fühlt sich weder dazu angespornt ihm zu helfen, noch verspürt er Drang dazu, ihn abzustoßen („ In ihm war weder der Wunsch, Basini zu helfen, noch genügend Empörung, um ihn von sich zu stoßen“, S. 175, Z. 24-26).

Er scheint ihm einfach plötzlich total egal zu sein und ist nicht mehr sein „Mittel zum Zweck“.

 

Der ästhetische Aspekt scheint so seine  Rolle zu verlieren.

Während Törleß zu Anfang durch das schöne Aussehen Basinis, was er mit einem jungen Mädchenkörper vergleicht, eine sexuelle Neigung zu ihm verspürt hat, scheint diese plötzlich wieder verloren. Während er sich zu Anfang des Geschehens dieser Macht der Schönheit nicht entziehen kann, und dieses ästhetische Erleben mit seinem sexuellen Verlangen zusammenfällt, verliert er später diese Bewunderung der Schönheit Basinis.

Er entfernt sich von Basini, der fortan nicht mehr das endgültige Ziel seines Verlangens ist: Nicht mehr der Schlüssel für seine Identitätsfindung, sein Sinnlichkeitserkenntnis und seine moralische Verwirrung.

erarbeitet von Magdalena Suwak

 
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