Was dürfen Forscher wirklich – und was dürfen sie nicht?
Gentechnik unter Einbeziehung der Ethik
Die Ethik (altgriechisch: „das sittliche (Verständnis)“) ist eines der wichtigsten und größten Teilgebiete der Philosophie und befasst sich mit Moral und dem menschlichen Handeln (praktische Philosophie), wobei sie sich allein auf das Prinzip der Vernunft beruft.
Da die Ethik durch Zeit, ihrer dazugehörigen Kultur, Religion und Gesellschaft geprägt ist und ständig neue Entwicklungen geschehen, werden bestehende Weltbilder immer wieder neu überdacht.
Zu diesen Entwicklungen gehört auch die Gentechnik, die bei einigen Ethikern heftigen Widerspruch auslöste und der Grund für zahlreiche öffentliche Diskussionen wurde.
Die Gentechnik an sich ist wertfrei und kann somit nicht als unethisch eingestuft werden. Dadurch ist die Frage, wie und in welchem Zusammenhang sie eingesetzt wird, entscheidend.
Diese werden dann im Hinblick auf ethische Normen, wie z.B. dem kategorischen Imperativ Kants, geprüft. Denn so wie es unethisch sein kann zu handeln, kann es ebenso unethisch sein, nicht zu handeln.
Ethisch vertretbare Anwendungen der Gentechnik sind Möglichkeiten, die helfen sollen, das Leid unter den Menschen zu vermindern und der Natur Gutes zu tun.
Dazu gehören unter anderem veränderte Kulturpflanzen, die mit Hilfe der Gentechnik die Ernährungssitutation in der dritten Welt verbessern sollen, Beiträge zur Reduzierung von Energie- bzw. Rohstoffverbrauch sowie Reduzierung von Abfallmengen bei Herstellungsverfahren, Einsatzmöglichkeiten zur Beseitigung von Umweltverschmutzungen und nachhaltige Anbaumethoden in der Landwirtschaft zur Entlastung der Natur.
Bei Letzterem handelt es sich außerdem um ein Ziel, das auch bei natürlichen Züchtungsmethoden angestrebt wird, was dadurch als etwas Hilfreiches angesehen werden kann.
Eine aktuelle ethische Frage ist der Einsatz gentechnischer Methoden am Menschen, wie die Stammzellforschung. Vor allem die Anwendungen an Embryonen (Präimplantationsdiagnostik, therapeutisches Klonen) führen zu häufigen gesellschaftlichen Diskussionen.
Durch Entnahme von Stammzellen geklonter Wesen können maßgeschneiderte Ersatzgewebe für Krankheitsfälle gezüchtet werden, wie etwa Herzmuskelzellen nach einem Herzinfarkt.
Doch das therapuetische Klonen stößt nicht nur auf Gegenliebe.
Die Vorstellung, dass Embryonen nur zum Zwecke des Klonens erschaffen werden und nach ihrer „Benutzung“ auf dem Müll landen, schockiert viele Leute. Auch die Schaffung von Mischembryonen aus Tier und Mensch lässt die Bevölkerung schaudern.
Vor allem Anhänger Immanuel Kants können sich nicht mit der Stammzellforschung abfinden, da diese den Menschen bzw. Embryo nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel zum Zweck ansieht und somit gegen den kategorischen Imperativ verstößt.
Eine Erzeugung von Stammzellen ohne Zerstörung des Embryos wäre demzufolge ein Ausweg aus dem ethischen Dilemma, an dem Stammzellforscher bisher erfolglos arbeiten.
Obwohl hauptsächlich Theologen gentechnische Versuche in Gewissensnot bringen und der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, die Embryonen-Forscher NRWs als „Schlächer vom Rhein“ bezeichnet, betreibt die erzkatholische Laienorganisation Opus Dei in Spanien sogar ein eigenes Biomedizinzentrum, in dem an Stammzellen geforscht wird.
Die Gentechnik bedarf also einer ständigen ethischen „Überwachung“, die ihre Grenzen aufzeigen und gefährliche Anwendungen verhindern kann. Außerdem kann sie sinnvolle und notwendige Einsätze unterstützen, die ethisch vertretbar sind.
Dafür sind gesellschaftliche Diskussionen über das Pro und Kontra notwendig, um das Gleichgewicht zwischen sinnvollen und gefährlichen Anwendungen zu schaffen.
Fazit: Obwohl die Gentechnik umstritten ist und es keine eindeutige Antwort auf die Frage „Was dürfen Forscher wirklich – und was dürfen sie nicht?“ gibt, sind sich die meisten Kritiker darin einig, dass die Gentechnik an ihre Grenzen stößt, sobald sie Menschen und Natur schadet und keine eindeutig nachvollziehbaren Gründe und Ergebnisse liefert.
erarbeitet von Anja Bergmann